Erneut rückt eine künstlerische Methode, die mit dem Digital Turn in Verbindung steht, in den Fokus der hier vorgestellten 91. Heftausgabe. Zwar ist das „Erforschen des fotografischen Archivs“ [Exploring the Photographic Archive] und, damit einhergehend, das Archivieren als künstlerische Praxis gewiss keine Erfindung der Gegenwart, denn spätestens seit den 1960er Jahren sammeln, ordnen und katalogisieren Künstler wie Gerhard Richter Fotografien aller Art, von historischen Zeitungsausschnitten über Amateuraufnahmen bis hin zu pornografischem Material. Im Zuge der Digitalisierung von Bibliotheks- und Archivbeständen sowie der eminenten Verbreitung fotografischer Abbildungen im World Wide Web (und damit einer nie dagewesenen Flut an potentiell künstlerisch nutzbaren Rohstoffen) ist jedoch genau dieses systematische Auswählen, Registrieren und Arrangieren zu neuer Aktualität gelangt. Die schiere Unmenge an Bildern führt Kunstschaffende zugleich dazu, immer öfter den Prozess des Produzierens gegen den der Selektion und Appropriation zu tauschen und folglich in verstärktem Maße konzeptuell zu arbeiten. Einer durchgehenden Systematik unterliegt auch die von den diesmaligen Heft-Kuratorinnen Christina Natlacen und Renate Wöhrer aufbereitete Rubrik: So werden Begriffe rund um den vorliegenden Schwerpunkt konsequenterweise im Rahmen von Karteikarten wiedergegeben, verschlagwortet und beschrieben, jedem „Thema“ sind Quellenangaben nachgereiht, außerdem sind die Verfasserinnen über ihre Initialen identifizierbar – genau wie es bei der Erstellung einer Kartei der Fall ist. Ziel war es dabei allerdings nicht, ein möglichst umfangreiches und vollständiges Verzeichnis zu schaffen. Im Gegensatz zu anderen Indizes stehen die „Bruchstücke eines Registers“ nämlich zu ihrer Unvollkommenheit und den individuellen Forschungsschwerpunkten und Vorlieben ihrer Urheberinnen.
Interessante Einblicke wünscht Ihnen somit Nela Eggenberger und das EIKON-Team
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