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EIKON #120 (November 2022)
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Angesprochen auf den enormen Materialverschleiß, den die analoge Fotografie mit sich bringt, meinte ein befreundeter Fotograf einmal, das sei einfach so und Teil des Systems; zwar habe er dies ursprünglich auch als problematisch empfunden, sei aber dann trotzdem bei der Fotografie geblieben und kein Umweltschützer geworden. Fotografie und Nachhaltigkeit: Die beiden Begriffe nehmen sich in der Tat wie zwei entgegengesetzte Pole ohne irgendwelche Berührungspunkte aus. Giftige Entwicklerflüssigkeiten und Fixierbäder, die während des chemischen Prozesses in der Dunkelkammer zum Einsatz kommen, sind letztendlich Sondermüll. Auch wenn Rezepturen im Laufe der Zeit angepasst wurden und die Konzentration des Toxischen abgenommen haben mag – von Klimaneutralität kann keine Rede sein. Dass analoge Verfahren heute nur noch in Teilbereichen zur Anwendung kommen und durch die digitale Technik weitläufig verdrängt wurden, klingt oberflächlich betrachtet nach einer ressourcenschonenden Alternative; tatsächlich werden für die Produktion des dafür notwendigen und scheinbar so smarten Equipments aber erst recht wieder seltene natürliche Rohstoffe ausgebeutet; obendrein kommen die Menschen dieser Regionen oft durch katastrophale Arbeitsbedingungen oder die Verschmutzung ihrer Territorien ganz unmittelbar und dauerhaft zu Schaden.
„Mining Photography“ ist insofern eine längst fällige Vermessung des „ökologischen Fußabdrucks der Bildproduktion“, wie der (Unter-)Titel des gleichnamigen Projekts von Esther Ruelfs und Boaz Levin – das eine durch den deutschsprachigen Raum tourende Schau samt Katalog meint – verrät. Für EIKON sprechen beide Initiator:innen mit Dennis Jelonnek in der Rubrik „Im Fokus“ über dieses interdisziplinär angelegte Forschungsprojekt mit Ausstellungsstationen im Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg, dem KUNST HAUS WIEN und dem Gewerbemuseum Winterthur, das erstmals die Entwicklung der fotografischen Technik und den industriellen Fortschritt parallelisiert und derart einen Bogen vom globalen Raubbau des 19. Jahrhunderts zum maßlosen Konsumismus der Jetztzeit spannt.
Nela Eggenberger
für EIKON, November 2022
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