aus der Serie "Donne Illustri", 2003 C-Print, 68 x 54 cm nummeriert und handsigniert Auflage: 30 + III
„Der Grat zwischen Selbstinszinierung und Rollenspiel ist schmal; Irene Andessner beherrscht beides meisterlich. Beobachtet man sie am Set, so erkennt man nicht genau, ob sie noch eine Figur spielt, oder ob sie dieselbe in diesem Augenblick lebt. Irene Andessner ist diese Person, sie ist Milli Stubel-Orth, sie ist Marlene Dietrich oder Wanda Sacher-Masoch.“ (Inge Nevole)
Barbara Strozzi, imitierte Person die auf der Editon zu sehen ist, war eine italienische Komponistin und Sängerin in der Barockzeit, die für diese Zeit eine ungewöhnliche privilegierte Rolle als Frau einnahm: ihr Training, ihre Fähigkeiten und Leistungen und ihre Möglichkeiten können mit Männern dieser Zeit verglichen werden.
Zum Werk der Künstlerin
Nach ihrem Studium an den Kunstakademien in Wien (bei Max Weiler und Arnulf Rainer) und Venedig (Emilio Vedova) sowie einem Stipendiumsjahr in Rom (1982) konzentriert sich die gebürtige Salzburgerin Irene Andessner zunehmend auf das Thema Selbstporträt. Von der gestischen Malerei im Zeitgeist der „Jungen Wilden“ ausgehend, verknüpft sie bald die klassische Maltechnik (Öl auf Leinwand) mit konzeptuell als „Datumsbilder“ lesbaren Selbstporträts.
Ab Mitte der 1990er Jahre setzt sie ihre Konzepte in den Techniken Fotografie und Video um. Die Selbstinszenierung mit Rollenspiel tritt an die Stelle des gemalten Selbstporträts. „Nachbilder“ von kunst- und zeitgeschichtlichen Vorbildern wie Sofonisba Anguissola oder Constanze Mozart entstehen, auch heilige (Schwarze Madonna) und fiktive (Rachel aus „Bladerunner“) Personen sowie moderne Mythen (Marlene Dietrich).
Im Projekt „I.M.Dietrich“ geht die Rollenidentifikation bis zur Annahme des Familiennamens des Vorbildes durch eine reale Heirat. Als „Wanda“ (re)produziert sie das Idealbild, das Leopold von Sacher-Masoch von der Frau hatte.
Irene Andessner gilt als Künstlerin, die das Genre Selbstporträt originär weiterentwickelt. Peter Sloterdijk dienen ihre Bilder als Anschauungsbeispiel für seine Begriffsbestimmung vom „Détrait“ mit dem der Philosoph die Gegenposition zum Porträt, nämlich die Auflösung und damit die Austauschbarkeit der bildnerischen Darstellung von Persönlichkeit, markiert. „Das Gesicht ist nur zufällig meines“, sagte Andessner 1994 in einem Interview über eine Selbstporträtreihe, deren Spannung aus der Unterschiedlichkeit der Selbstdarstellungen resultiert.
Zur Arbeit Irene Andessners finden Sie den ausführlichen Bild/Textbeitrag Milli Stubel-Orth, Marlene Dietrich, Wanda Sacher-Masoch (Autorin: Inge Nevole) in EIKON 42, 2003, S. 30-39.
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