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EIKON #109 (Februar 2020)
15,00 EUR
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Der Begriff der Authentizität ist bekanntlich bereits seit der Postmoderne und dem mit dieser Periode verbundenen Zweifel an einer einzigen und absoluten Realität in Ungnade gefallen. Bis zum heutigen Tag durchdringt der Verlust dieser Selbstverständlichkeit einer einzigen Wahrheit all unsere Lebensbereiche, was sich etwa an einer immer größeren Gleichgültigkeit gegenüber Autorschaft und Urheberrecht – einem „Wen kümmert’s, wer spricht?“, wie es Michel Foucault bereits 1974 so prägnant zum Ausdruck brachte (Michel Foucault, „Was ist ein Autor?“, in: ders., Schriften zur Literatur, München 1974, S. 7.) – ablesen lässt. Sohin ist es eigentlich kein Wunder, dass die letztendlich aus diesem ungefilterten Pluralismus eines anything goes resultierende digitale Übersättigung unserer Gegenwart (durch die dieser Technologie inhärente Kommunikation über Akronyme, Emojis sowie Fotos oder Videoclips, die signalfarbig, als GIF animiert, im Loop abgespielt bzw. mit Sound hinterlegt nonstop um unsere Aufmerksamkeit buhlen) im Menschen erneut die Sehnsucht nach dem Einfachen und Überschaubaren – einer Kernbotschaft – weckt. Vor dem Hintergrund dieser multimedialen Form des zwischenmenschlichen Austauschs ist es folglich wenig überraschend, dass populistische Tendenzen – knappe, leicht zu erfassende Aussagen anstelle von geschliffenen Formulierungen – erneut im Aufwind sind; vorzugsweise vorgetragen von einer starken Führungspersönlichkeit, deren Kompetenz oftmals (so scheint’s) einzig im geglückten Transfer von simplen Botschaften an seine Adressaten besteht.
Das gegenwärtige Bedürfnis nach Simplizität macht auch vor dem Kunstbetrieb nicht halt, wie Danièle Perrier im aktuellen Fokus mit dem Titel „Was darf die Kunst?“ darlegt. Indem die Autorin die während des 52. Internationalen AICA Kongresses zum Thema „Kunstkritik in Zeiten von Populismen und Nationalismen“ aufgeworfenen Überlegungen um eigene Gedanken ergänzt und präzisiert, zeigt sich etwa, dass sogar Handlungen, die ursprünglich von political correctness herrühren, weit übers Ziel hinausschießen können und deshalb zu hinterfragen sind. In jedem Fall sollten Perriers Ausführungen uns alle zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem, was derzeit im Kunstbetrieb (und andernorts) geschieht, anregen – was natürlich wiederum bedeutet, ganz entgegen der Schnelllebigkeit unserer Zeit keine einfachen Lösungen für die Gesellschaft parat zu haben, sondern, im Gegenteil, einen breiten, intensiven und mitunter lang andauernden Diskurs einzufordern.
Die Zeichen der Zeit stehen generell auf Veränderung. Das Jahr 2020 markiert deswegen nicht nur laut gregorianischem Kalender eine neue Dekade, auch für EIKON bricht mit diesem Frühjahr eine neue Ära an, in der wir als Institution neue Dimensionen annehmen werden:
So wird am 10. März mit dem EIKON Schauraum ein 25 Quadratmeter großer Ausstellungs- und Diskursort mitten im MuseumsQuartier Wien eröffnet, der an zwei Tagen die Woche von EIKON personell betreut und außerhalb der Öffnungszeiten 24 Stunden am Tag einsichtig ist. Das Programm für das erste Jahr sieht Einzel- und Gruppenausstellungen mit den auch im Heft präsentierten KünstlerInnen vor, zusätzlich werden Artist Talks und Diskussionsrunden vor Ort stattfinden. Wir hoffen, auf diesem Wege unser Programm einer noch größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, freuen uns auf den persönlichen Austausch mit unseren BesucherInnen sowie die neue Herausforderung und bedanken uns hiermit ausdrücklich bei denjenigen, die uns den Weg dorthin geebnet haben: dem Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, der Kulturabteilung der Stadt Wien, dem MuseumsQuartier Wien sowie dem ebendort ansässigen Q21. Ein herzlicher Dank gilt ebenso dem Team von BWM Architekten, deren minimalistische (und darum für den Ort bestens geeignete) Adaptionen die idealen Voraussetzungen für unsere zukünftigen Ausstellungen, Präsentationen und Diskursveranstaltungen schaffen.
Nela Eggenberger
für EIKON, Februar 2020
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